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Geschichte.
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so daß die ganze Lebensweise der Europäer eine Änderung erfuhr. Viele ließen
sich auch durch die reichen Schätze Amerikas zur Auswanderung bewegen. Bald
wurden in dem neuentdeckten Erdteile die eingebornen Indianer von den Weißen
mehr und mehr verdrängt.
Xvi. Die Reformation.
1. Mißstände in der Kirche. Am Anfang des 14. Jahrhunderts siedelte der
Papst von Rom nach einer Stadt in Frankreich über. Dort wohnten die Päpste gegen
70 Jahre lang und standen ganz unter der Macht der französischen Könige. Als dann
ein Papst seinen Sitz wieder nach Rom verlegte, wählten die Franzosen einen Gegen-
Papst. Jeder der beiden Päpste hielt sich für den wahren Stellvertreter Gottes auf
Erden und tat seinen Gegenpapst mit
allen seinen Anhängern in den Bann.
So entstand eine Kirchenspaltung. Alle
Päpste suchten von den Gläubigen für
sich so viel Geld wie möglich zu er-
langen, und einige führten sogar einen
anstößigen Lebenswandel. Dies wirkte
auch auf die niederen Geistlichen ein, so
daß manche dem Volke kein gutes Bei-
spiel gaben. Mit dem Ablaß trieb
man öfters argen Mißbrauch. Es wur-
den zwar für Geld nur Strafen er-
lassen, welche die Kirche auferlegt hatte;
aber das Volk glaubte, man könne für
Geld auch Vergebung der Sünde er-
kaufen. So konnte es nicht ausbleiben,
daß im Volke die Frömmigkeit schwand
und die Sitten schlechter wurden. Dazu
nahm der Aberglaube überhand. Das
Volk glaubte an Zauberei, ließ sich durch gewissenlose „Zauberer" ausbeuten, beschul-
digte ehrbare Frauen, daß sie Krankheiten über Menschen und Vieh brächten,
weil sie heimlich mit dem Teufel einen Bund geschlossen hätten, und drang darauf,
daß sie als „Hexen" verbrannt wurden. shexenprozesse.^ Wer es wagte, gegen alle
diese Mißbräuche aufzutreten, wurde als „Ketzer" angesehen und dem Feuertode über-
liefert. Allgemein verlangte man nach einer Reformation (Verbesserung^ der Kirche
an Haupt und Gliedern. Diese suchte man zu erreichen, indem man eine allgemeine
Kirchenvcrsammlung (Konzils berief. Sie wählte einen neuen Papst. Weil aber die
beiden andern ihr Amt nicht niederlegten, gab es nunmehr drei Päpste. Ein
zweites Konzil, das zu Konstanz abgehalten wurde, beseitigte zwar diesen Mißstand;
aber eine Reformation der kirchlichen Zustände brachte es nicht. Auch ein drittes
Konzil wurde vergeblich berufen, und man gab die Hoffnung auf eine Kirchenverbesse-
rung fast ganz auf. In Frankreich, England und Böhmen hatten gläubige Männer
dennoch versucht, durch ihre Lehre eine Reformation herbeizuführen; aber es war
ihnen nicht gelungen. Der Böhme Johann Hus (Bild 13) wurde vor das Konzil nach
Konstanz geladen und dort als Ketzer (Jrrlehrers verbrannt. Was alle Welt für un-
möglich hielt, gelang endlich einem deutschen Manne: Dr. Martin Luther (Bild 14).
13. Johann Hus.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Hus Johann Martin_Luther Johann_Hus Johann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Frankreich Rom Gottes Frankreich England Konstanz
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Geschichte.
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licher Offenbarung rühmten, die alle Gottlosen auf Erden vertilgen, ein Gottes-
reich ans Erden errichten wollten und unter Verwerfung der Kindertaufe die
Wiedertause forderten. swiedertäuferck Sie wurden wegen ihrer schwärme-
rischen Ansichten aus Zwickau vertrieben und hatten in Wittenberg Schutz
gesucht. Als Luther hörte, daß seinem Werke Gefahr drohte, und daß der Kurfürst
von Sachsen dem Treiben der Schwarmgeister ratlos gegenüberstand, zog er
trotz Acht und Bann in seiner Ritterkleidung nach Wittenberg und stellte durch
sein mächtiges Wort die Ordnung wieder her.
15. Die Wartburg.
9. Ter Bauernkrieg. In den letzten Jahrhunderten hatte sich die wirtschaftliche
Lage der Bauern sehr verschlechtert. Sie mußten ihren Gutsherren drückende Hand-
und Spanndienste leisten und konnten bei größtem Fleiß kaum ibr Leben fristen. Des-
halb war es in Süddeutschland schon wiederholt zu blutigen Bauernaufständen ge-
kommen. Auch im Jahre 1525 erhoben sich die süddeutschen Bauern und verlangten
Abschaffung der Leibeigenschaft, Beschränkung ihrer Hand- und Spanndienste, Ver-
minderung der Abgaben, freie Wahl ihrer Geistlichen und andre Freiheiten. Hier und
da mag auch wohl Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen" von
den Bauern mißverstanden worden sein. Luther riet anfangs den Fürsten, die Bauern
billig zu behandeln, warnte die Bauern vor Empörung gegen die von Gott eingesetzte
Obrigkeit und mahnte zum Frieden. Als die Bauern jedoch plünderten, raubten,
mordeten und in ihrer Zerstörungswut Klöster und Burgen verbrannten, forderte er
die Obrigkeit auf, „mit gutem Gewissen dreinzuschlagen". Der Ausstand hatte sich
unterdessen auch über Mitteldeutschland ausgebreitet. Thomas Münzer, dem es
gelungen war, die Herrschaft über die freie Reichsstadt Mühlhausen an sich zu reißen.
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Geschichte.
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bet Alpen tagte, und weil man dort gleich im Anfang feindlich gegen die Pro-
testanten auftrat. Darauf erklärte der Kaiser die beiben Fürsten für Rebellen und
begann gegen sie einen Krieg. Man nennt ihn den Schmalkaldischen Krieg, weil
er gegen die Häupter des Schmalkaldischen Bundes gerichtet war. Die beiden
evangelischen Fürsten hatten ihre Heere in Süddeutschland vereinigt. Mehrere
Städte waren mit ihnen im Bunde. Der Kaiser hatte es verstanden, die meisten
evangelischen Fürsten vom Kriege fernzuhalten; er selbst aber war auf den Krieg
wertig vorbereitet. Es wäre leicht gewesen, ihn zu besiegen. Man zögerte jedoch
so lange, bis er seine zerstreuten Truppen gesammelt hatte. Als die verbündeten
Fürsten zum Angriff schreiten wollten, fiel der junge Herzog Moritz von Sachsen,
ein Vetter Johann Friedrichs, in dessen Land ein. So hatte es der arglistige Kaiser
mit ihm verabredet. Als der Kurfürst von Sachsen von dem Einfall in sein Gebiet
hörte, brach er schnell mit seinem Heere auf, um sein Land zu retten. Der Kaiser
wurde nun im Süden bald mit seinen Feinden fertig und verfolgte den Kurfürsten.
Bei Mühlberg in Sachsen kam es zur Schlacht. Der Kurfürst wurde besiegt, ver-
wundet und gefangen genommen. Der Kaiser verurteilte ihn zum Tode, schenkte
ihm jedoch das Leben, als er einen großen Teil seiner Länder an Moritz von
Sachsen abtrat. Johann Friedrich behielt nur die Herzogtümer Weimar und Eise-
nach für sich und seine Nachkommen. Philipp von Hessen ergab sich nun auch dem
Kaiser und wurde lange Zeit gefangen gehalten.
16. Ter Augsburger Rcligionsfricdc (1555). Nachdem der Kaiser die Pro-
testanten besiegt hatte, bestimmte er, wie es einstweilen in ihren Ländern mit der
Religion gehalten werden sollte. Er ließ wenig von der evangelischen Lehre be-
stehen. Die Städte im Norden Deutschlands aber trotzten ihm. An ihrer Spitze
stand Magdeburg. Moritz von Sachsen erhielt den Auftrag, diese Städte zu strafen.
Er belagerte sie jedoch nur zum Schein; denn er zürnte dem Kaiser, weil sein
Schwiegervater, der Landgraf Philipp von Hessen, noch immer gesangengehalten
wurde. Auch fühlte er sein Gewissen dadurch beschwert, daß er seine Glaubens-
genossen verraten hatte. Plötzlich wandte er sich offen gegen den Kaiser. Nur mit
Mühe konnte dieser sich über die Alpen retten. Er hatte nun erkannt, daß er die
Protestanten in Deutschland nicht besiegen konnte, ließ die gefangenen Fürsten
frei und schloß den Augsburger Religionsfrieden, der den Protestanten gestattete,
im Deutschen Reiche ihre Religion frei auszuüben. Bald darauf legte Kaiser
Karl V. seine Krone nieder, erbaute sich in Spanien neben einem Kloster ein Haus
und starb dort 1558.
17. Tie Reformation in der Schweiz und in andern Ländern. In derselben
Zeit als Luthers Lehre in Deutschland verbreitet wurde, trat Ulrich Zwingli in
der Schweiz als Reformator auf. Schon vor Luther hatte er gegen manche Miß-
bräuche in der katholischen Kirche gepredigt. Als er darauf Prediger in Zürich wurde,
trat er offen mit seiner Lehre hervor. Er gründete sie auch allein auf die Heilige Schrift,
wich aber in einigen Punkten von Luthers Lehre ab, besonders in der Abendmahls-
lehre, weil er das heilige Abendmahl nur als ein Erinnerungsmahl an den Tod Christi
gelten ließ. Der Landgraf Philipp von Hessen wollte eine Einigung zwischen den
beiden Reformatoren herbeiführen und sorgte dafür, daß sie zu einem Rcligions-
gespräch in Marburg zusammenkamen. Zwingli war zur Einigung bereit; Luther
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Mühlberg Moritz_von
Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen Philipp_von_Hessen Philipp Karl_V. Karl_V. Ulrich_Zwingli Philipp_von_Hessen Philipp Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Süddeutschland Sachsen Sachsen Deutschlands Magdeburg Deutschland Spanien Schweiz Deutschland Luthers Christi Marburg